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Dritte Etappe: Belgrad Istanbul vom 1. bis 20. Mai 1991

Hinter Schloss und Riegel. Mein Rad steht beim Zoll und der hat bis einschließlich Sonntag zu.

Heute ist Donnerstag der 2. Mai. Es heißt warten

                           Bahnhof  Belgrad,

Am Montag  um  10.30 Uhr konnte ich endlich starten. Ärgerlich, weil die gesamten eingeplanten Pausetage  weg  waren  und ich auch bei den Tageskilometern zulegen musste. Mein  Flieger  geht  am  20.05 ab Istanbul.

Durch dichten LKW Verkehr in Richtung rumänische Grenze.  Als  erstes  mal kräftige Pomassage wegen Kopfsteinpflaster.

Ab und zu wurde auch mal wieder freundlich gehupt.

Regen und  Gewitter, der sich mit sturmartigen Rückenwind !!! (Radfahrerfreundlich,) ankündigte. Ich stehe erst mal trocken, unter dem Dach eines Pferdestalles.

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Rumänien

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Am nächsten Tag erreiche ich die Grenze gegen 10.00 Uhr,  erst  eine Stunde später kann ich weiterradeln. Meine Antwort "Istanbul " hatte der Grenzbeamte, nach seiner Frage wo ich hinwolle? in den falschen Hals bekommen. Bis auf die letzte Unterhose durfte ich alles auspacken.

Mit einem Plastiksack schütze ich mich mal wieder gegen den Regen, nachdem ich meine Regenjacke, bei einem Stopp habe liegen gelassen.

Trotz miserablem Straßenzustand ist diese Strecke bis Turnu Severin die schönste die ich auf dieser Tour, in Rumänien gefahren habe. Unbesetzte Grenztürme und ein jetzt offener Schlagbaum,  zeugen  davon,  das  diese  Straße zum undurchdringlichen Grenzgebiet gehörte. Orte ohne Läden  und  Gaststätten, hier  durften nur die Bewohner leben, Fremde ausgeschlossen.

Für  mich  wirft  dies  gewaltige  Probleme  auf,  da  es absolut nicht zu kaufen gibt, nicht mal Limonade. Eine aufgesprungene wunde Zunge sind die Folge, die ich noch einige Tage spürte. Dabei nutzte auch der Regen nicht, der den Weg in Schlamm verwandelte.

Ich bin sicher, heute 2009 kann man die Strecke auf toller Teerstraße Fahren.

Auch touristische Einrichtungen werden vorhanden sein.

In Turnu Severin  stürme  ich  erst mal den Supermarkt,  wenig bis nichts in den Regalen aber Bier steht im Regal ganz hinten. Gleich 2 Flaschen gehen  mit, unverschämter Preis! im Nachhinein stelle ich fest in den Flaschen ist Wodka,  dritte  Wahl.

Übernachtung,  ich finde einen Platz. Doch während des Aufbaues laufen 3 junge Burschen vorbei. Alles wieder  einpacken, die Steine  die  mir  nachfliegen  zeigen  die  Richtigkeit  meines  Entschlusses. Ich fahre in die Nacht. Hotel? 35 US$  zu teuer, weiter geht die Strampelei in völliger Dunkelheit.

 

Dann ein kleines Dorf, auch ohne jegliche Beleuchtung aber ich finde  ein neues Plätzchen neben einem Bauernhaus vor einer Gartentür.

Nachts um 1/2 1 Militärstreife woher, wohin. Eine halbe Stunde später die zweite, woher, wohin?  und  dann, ich  bin der diensthabende Sergeant, ich konnte das nicht glauben, Sie wollen  mit  den  Fahrrad  nach Istanbul ?

Gute Nacht, bis um fünf, da wollte die Bäuerin ihre Hühner füttern,  ich blockierte den Zugang zum Garten.

Abbau und los, Cafeplatz mit Sicht auf den Fluss. Kocher,  das  Wasser  war  noch  nicht, heiß Polizeikontrolle, Sie wollen hier wohl über die Grenze? Mein Pass zeigte, dass ich von da komme, so konnte ich in Ruhe meinen  morgendlichen Cafe genießen. Vom  Übernachtungsplatz  hatte  ich  bereits  10  Km gefahren, dafür war aber auch dieser Nexit Gestank verschwunden. Im Ort musste sich eine chemische Fabrik befunden haben

Danach Berg  hoch  und  beim  Abwärtsfahren  ein  Schleifgeräusch, der hintere Reifen wollte die Felge verlassen. Reifenmantelwechsel,  dieser ging   nicht durch den Rahmen. Falschen Mantel gekauft!

Das ganze nach vorne, gut das  ging. Um 12.15 hatte ich an diesem Tag ganze 15 Km zurückgelegt, aber es ging ja bergab.

Im nächsten Ort der Versuch was zu Essen zu bekommen. Im Gasthaus wurden drei Eier vom  Nachbarn besorgt, ich hatte Omelett, Brot erhielt ich zugeteilt eine Tagesration.

Da wurde Wein verkauft, anstehen, doch  der Wein  stellte sich als Essig raus, ich wurde  vorher gewarnt und  hatte  den  Kauf unterlassen. 

Am  Abend,  Bier,  ein Schnapsglas  einer dunklen Essenz ins Glas und dann mit dem Wassersiphon aufgefüllt! Tatsächlich Bier, zumindest nach dem Geschmack,  verdammt das Zeug hat Alkohol,  ich  erreichte  nur  schwankend  mein  Zelt. 

Am  nächsten Tag, jede Menge kleiner Pferdewägelchen unterwegs zur Feldarbeit, mit dem Fahrrad war ich schneller, winken und  mir wurde  von  den  Kutschern  die Wodkaflasche gereicht.  Auch Zigaretten aber meine Antwort: "Sportsmann no smoke" wurde  mit freundlichen Lachen akzeptiert.

 

Sonnenuntergang  an  der  Donau,  ruhiger  Platz  mitten  im Ort Hunia.

Am nächsten Morgen bin ich erst um 10.00 Uhr wieder gestartet, der Platz war zu schön.

Frisches Brot, Zucker  nur 40 kg weise.

Außer  Bier  nichts  anderes  zu trinken. 20 Km weiter eine Mutter mit ca. 10  jähriger  Tochter  am Straßenrand,  selbstgemachte  Limonade,  na da habe ich zugegriffen. ( bitte  bedenkt  das  war  1991).

 Leider  läuft  die  Straße jetzt ziemlich weit von der Donau  entfernt,  nur  ab  und  zu kann man die Donau in der Ferne sehen. Glatte Straße, ich  schaffe an einem Tag  160 Km und hole einen Tag auf.:

Um 17.00 Uhr  bin  ich  an der Grenze nach Bulgarien. Es geht nichts mehr, die rumänischen Zöllner machen Pause,  die Brücke ist geschlossen. Lange Warteschlagen, PKW und LKW.

 Zwei Stunden später, endlich  geht`s weiter. Vorteil vom Fahrrad, ich bin der dritte der abgefertigt  wird  und  keiner  hat  gemeckert.  Über  die  Brücke und nach nochmals einer halben Stunde bin ich auf der Umgehungsstraße um Ruse.

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Bulgarien

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Ich finde einen schönen Übernachtungsplatz, oberhalb  der Straße, schön von einem Gebüsch verdeckt. Kaum dass ich mein Zelt aufgestellt habe, sehe ich das Auto, ca. 50 m entfernt, mir war dieses schon mal aufgefallen vor einer halben Stunde als ich an einem anderen Platz mein Zelt aufstellen wollt.

Abbau und im dunkeln 10 km weiter bis zum nächsten Dorf. Dort klingle ich dann einen Bauern aus dem Bett und  bekomme die  freundliche  Genehmigung, mein Zelt in seinem Vorgarten aufbauen zu können. Bei Dunkelheit und der minimalen Fahrradbeleuchtung oder Taschenlampe, ist es nicht so leicht einen neuen Platz zu finden.

Die weitere Strecke  wurde richtig hügelig.  Zu allem Überfluss führte die  Straße weiträumig um Razgradrum herum, zwei Hügel extra.

An einem kleinen Stausee, 2 km  von  der  Straße  entfernt,  konnte ich bei einem Motel mein Zelt aufschlagen, und bekam hervorragenden  Fisch  zu  essen.  Seit dem gegrillten Huhn, das bei einer privaten Feier in Gruina, für mich  abgezweigt  wurde, das   erste  vernünftige Essen.  Am nächsten Morgen,  Radinspektion,  4  Speichen  am Hinterrad geknallt, zwei davon kann ich nicht ersetzen, da ich mit meinem Werkzeug den Zahnkranz nicht abziehen kann. Das Rad eiert .Vor Sumen  hatte ein  Baggerfahrer  ein Herz für mich, ich durfte mit dranhängen aber  ganz  schön anstrengend, bergauf, bei  83 kg.  Lebendgewicht und 35 kg. Gepäck. Ein  riesiges  sozialistisches  Monument  über dem Ort,  Abfahrt,  vierbahnige Allee, die dann im Schotter in der Innenstadt endet. Zwei Löcher im Schlauch hinten, der bekannte Schlangenbiss, wieder mal flicken, zur Freude der vielen Zuschauer. 

Strahlender  Himmel, gute Vorraussetzung für  den letzten Tag in Bulgarien.  Allerdings  spüre ich meine Knie,  trotzdem  bis  zur  Mittagspause  45  km  geschafft, die  Hälfte der  Strecke. Ich muss heute noch über die Grenze, mein Visum läuft ab. Doch dann kommt`s dick! Kaum  auf  der  Strecke  100-150 Meter  Gewitterregen, der mich für 1 1/4 Stunde unter die Bäume treibt. 1 km und Plattfuß,  weitere 10 km und  nach einer Brücke Bruch des Gepäckträgers. Behelfsmäßige Reparatur mit Klebeband (hat bis Teheran gehalten.) Seit der Mittagspause gerade mal 11 Km zurückgelegt, 17,30 Uhr noch 25 bis 30 km bis zur Grenze.

Endlich  gegen  19.30  Uhr  erreiche  ich  Malko Tàrnovo.  Am Ortsende das Schild Istanbul 275 km. 3 km soll es noch aufwärts gehen, schweißtreibend, ich war  doch  vorher schon Ko! Um 20.45 Uhr der erste Grenzposten. Danach nochmals einen Kilometer und ich bin an der Grenze. Abfertigung läuft ohne Probleme, Gepäckkontrolle eher oberflächlich. Um 21.30 Uhr bin ich in der Türkei.

Nach  fünfmaligen  Fragen,  nach  Auto  und  entsprechenden  Papieren,  wird  mein Fahrrad akzeptiert.

Telefon nach Hause, leider funktioniert nichts. Der Postbeamte holt einen deutsch sprechenden jungen Mann, der sich meinem Problem annimmt, doch nichts  zu machen.  Über meine Reise  per Fahrrad halb Bewunderung, halb Kopfschütteln, so was  würde er bestimmt nie machen ich bin mir  auch  nicht  so  sicher,  nach  der heutigen Schinderei. Ich bin immer noch nassgeschwitzt  aber der  ruhige  Grenzübertritt stimmt einigermaßen versöhnlich, vor  allen nachdem sich rausstellt,  dass der  nette  junge Mann  der  Zollkommissar  ist und nach Passeintrag des Rades kann ich weiter.  Stockfinstere  Nacht! Und steil bergab, ich  bleibe gleich in der Nähe der  Grenze  und  schlage  auf  einem  kleinen  Waldweg, am Grenzzaun, mein Zelt auf, es ist 23.45 Uhr

 

Türkei
Ich dachte es geht bergab, weit gefehlt, nur wenige 100 Meter dann wieder bergauf Der erste Ort. Ich war im Schlaraffenland, Großeinkauf, es  gab wieder  Kekse, Schokolade Cola. Weiter, Regen, freundliche Autofahrer, einer, mit französischer Nummer, war besonders   nett, erst winken, dann hupen, dann kam die Pfütze, hurra jetzt war ich auch noch braun, nicht nur nass. Macht  sich  auf  meinen  ehemals  blauen  Jeans besonders gut, vor allen neben den braunen und schwarzen Flecken, vom Fahrradfett. Ganz originelles Muster.
Gewitter in den Bergen, keine Unterstellmöglichkeit, ich finde bei freundlichen Bauern Unterschlupf. Mein Rad steht trocken im Hühnerstall. Nach  und  nach  vergrößert sich die Familie. Meine  mitgenommenen  Fotos,  von  zu  Hause, der ersten  und  zweiten  Etappe, finden hier reges Interesse. Danach Fotos. Im  Iran  wird  dieses  Foto, wegen des jungen Mädchens, ohne Kopftuch,  besondere Furore machen.
Ende der Radeltour, die  dritte  Speiche  in  Folge  war gebrochen, da ich den Radkranz nicht entfernen konnte, jetzt komplett abpacken und auf eine Mitfahrgelegenheit warten. Autostopp, 15 Minuten später war ich im Ort.  Die  Hoffnung  auf  eine  baldige  Weiterfahrt erfüllte sich allerdings nicht.

( 1999 auf  meiner  zweiten  Reise  nach  Indien, diesmal mit Ehefrau und Wohnmobil standen wir genau an diesem Punkt, 2 Tage, an  dem inzwischen dort entstandenen Stausee. Die Straße endet jetzt wenige Meter weiter im See.) 

Es gab keine Möglichkeit den Zahnkranz zu  entfernen,  dazu benötigte  man  einen  Spezialschlüssel, der  hier  nicht vorhanden war. Warte nur bis ich meinen Fahrradhändler in die Finger kriege Alle Versuche,  insgesamt  3  Stunden bleiben vergeblich, mehrere  abgebrochene  Feilen und ein jetzt nicht mehr benutzbarer Sechskant waren das Ergebnis.

 Am nächsten Morgen um 8 Uhr streckte  mir  Nihat Yildiz der Fahrradreparateur in Kirklareli strahlend das komplett mit neuen Speichen versehene Hinterrad entgegen. Es  hatte ihm keine Ruhe gelassen, so war er mitten in der Nacht wieder in die Werkstatt  und hat einen Hammer so zurecht geschliffen, das er als Schlüssel zu verwenden war.  Ganze  6000  Türk Lira wollte er haben incl. eines neuen Fahrradmantel, umgerechnet 30 DM Ich habe was drauf gelegt, was  einige  Überredungskunst  brauchte  damit  er bereit war dies anzunehmen. Hatte er doch meine weitere Reise möglich gemacht.

Drei Tage später hatte ich Istanbul erreicht. 1563 km ab Belgrad und insgesamt 3199 km bis zur Stadtmauer von Istanbul.

Ich war jedenfalls rechtzeitig in Istanbul. Trotz aller Anstrengungen und Hetze, auf Grund der fehlenden Pausetage. Gerade deshalb das Gefühl ich  hab`s geschafft Nach anfänglichen Problemen mit dem Zoll in Rumänien, in Burgas schon überlegt, ob ich mit dem Bus bis zur Grenze fahren soll, dann das Ende vor Kirklareli, das schlechte Wetter während der ganzen Tour, den laufenden  Pannen  am  Rad, aber  auch Aufmunterungen durch hupende Autofahren und klatschende Menschen am Straßenrand, vor  allem  in Vize, in der Mittagszeit, alles war auf der Straße und feuerte mich mit Zurufen an, Hilfe aus allen Ecken,       ..... ein Erlebnis!

  

                                                                     

Tour 3    Belgrad Istanbul 21 Tage   1563 km    Gesamt 37 Tage 3234 Km 
Quer durch die Türkei 4
                4. Etappe Istanbul - Ankara 19.05.93 - 29.05.93

 

Die Strecke Istanbul - Erzurum war  zu lang um diese in drei Wochen zu  schaffen,  daher geteilt. Vorbereitung: Neue Radklamotten,  neuer  Sturzhelm, nachdem auch der kurz vor Istanbul verloren gegangen war, Speichen, Bremsen,  Schläuche,  Reifen, Birnchen für die Lampe Lebensmittel und Gaskartusche für den Kocher müssen vor Ort besorgt werden.

 Istanbul, vor einem Jahr war ich hier, jetzt total verändert. Auf dem "Diwan", der Geschäftsstrasse, die  an  der  Ayasofia vorbeiführt,  keine Autos zu sehen, dafür zwei Schienenstränge für  eine  riesige  S-Bahn.  

Desswegen auch  alle  Straßen  verstopft,  kein  Durchkommen, nicht mal mit meinem bepackten Rad.  Eine  größere Landkarte war auch nicht zu bekommen, so radle ich los,  unter der Europabrücke durch in Richtung schwarzem Meer.

Am Bosporus entlang bis Sariyer,  weiter Bykoz und mit einem kleinen  Fährboot über den Bosborus. Da ich am schwarzen Meer entlang fahren wollte, versuche ich  in Richtung Norden das schwarze Meer zu erreichen.  Auf   der  Strecke  schöne alte Holzhäuser. Ich erreiche  Sahilkoy  und  habe das erstemal Blick  auf schwarze Meer. Sand- Dühnenlandschaft und keine am Ufer entlang führende Straße oder befahrbarer Weg. Nach dem Ortsende geht es schon wieder aufwärts in die Berge. Schöne Wälder, Eichen, Tuyen, Akazien, für die Reifen interessant.  Rhododendren,  Farne,  Ginster  bis  zu  zwei Meter hoch, alles  in allem dichter Buschwald,  wenn  die  Sonne  ab  und zu  durchkommt  habe  ich schönen Schatten.

 Die Straße geht immer auf und ab, am tiefsten Punkt eine Brücke, übersäht mit Schlaglöchern so daß  sich  das Abwärtstempo  nicht  auf den nächsten Anstieg übertragen  lässt. Schieben! Hier  macht  sich  mein  Drahteselziehgurt angenehm bemerkbar. (unter Tipps beschrieben) 

Es  geht  nicht  voran,  eine  mir  über  den  Weg  laufende  Schildkröte könnte mein heutiges Wappentier  sein. Dafür  finde  ich  vor  einem  Bunker,  ein  wunderschönes  Plätzchen  zum Campen, mit Blick aufs Meer
Hier geht nix nach Ankara !! Er hatte  ja  so  recht,  der  freundliche  PKW  Fahrer  auf   der  Strecke  Kandera - Kefken Wie so oft  war ich angehalten worden, woher, wohin? In Hamburg arbeitete der  Türke  und erklärte mir, ich  solle die Asphaltstraße vor Kefken nehmen der andere Weg führt durch den Wald schwierig. Na ja ich würde sehen, 49 km hatte ich heute gefahren, davon 8 km  gerade Strecke, wo das Radfahren wirklich spaß machte. Kefken, in der Karte grün gezeichnet, außer einem kleinen Hafen nichts zu entdecken. Bereits gestern  Abend  hätte  ich  hier  sein  sollen,  aber die Berge, rauf, runter es reicht, der Reiseplan  wird  geändert  ich fahre direkt auf Adapazari zu. Der Weg,  Straße  bis Kaynarka hatte  alles  zu  bieten was man sich wünschen kann, schöne Waldecken, eine Strecke Lehmpfad mit Steinen versetzt und durch den Regen aufgeweicht,  plötzlich  Asphalt  toll um 5 Km weiter sich als Schotterweg zu zeigen, für Autofahrer ein besonderes Vergnügen mit Karacho durchzubrettern.  Mir  flogen  die  Steine  um  die  Ohren  und  ich beschloss im nächsten Ort mir  eine Ritterrüstung  mitsamt  Sekuritbrille  zu kaufen.  Dafür aber  massenhaft Einladungen zum Tee, ich käme als Teekanne nach Hause, würde ich alle Einladungen annehmen.

 Ein ganz schlauer, der mich beim  Vorrüberradeln  zum  Tee  bitten  wollte,  rief  mir, mit  den Händen als Trichter nach: Ein Bier !!! In  Acisagar  hatten  es  dann ein paar Hunde auf mich abgesehen,  jeweils  zu  zweit  schossen  diese  von  links  und  rechts gleichzeitig auf mich zu. Mit nur bremsen und die Hunde anschreien, war es nicht getan, erst als ich das Rad zwischen mich und die Hunde gebracht hatte und mich  nach  einem  Wurfgeschoss bückte,  trollten sie sich. 

Es war 19.30 Uhr, Jagdzeit, tagsüber werde ich nur selten belästigt, meist bleibt es beim bellen. 

Mudurno liegt nach meiner Karte direkt an der Straße, doch zwischenzeitlich sind neue, breite Straßen entstanden die an diesem Ort vorbei führen.  Ich  wollte  aber den alten, nicht so sehr befahrenen  Weg  fahren. Der war zugeschüttet, so radle ich mit Autos um die Wette.

 In  der  Stadt suche ich nach einer größeren Karte, die Jugend des Ortes beteiligt sich und bringt eine größere Karte. Die  ganze  Türkei   ist drauf, Maßstab eins zu einen Haufen, aber gut gemeint. Ich werde auch auf den  richtigen Weg gebracht.  Das alte Schild das den Weg nach Nallihan weist, muss ich erst dem Gebüsch entreißen.

 

Karayok Pass,  mit  1325 m  mein  erster  Pass  über  1000 m.  Früh morgens breche ich auf, leichter Nebel, eine wunderschöne ruhige  Landschaft. Brunnen, kleine Quellen Sweat-Shirt, Lederjacke und Handschuhe, es ist mächtig kalt, doch für den Aufstieg perfekt. Zwei Stunden später  herrschen  um 30 Grad.  Nach 2 1/2   Stunden  war  ich  oben.  Auf der neuen Straße runter nach Nallihan, Gegenwind, für die Geschwindigkeit störend, für  den Radler angenehm Nach Nallihan abrupte Änderung der Landschaft. Bisher grün, Wälder, und kleine Flüsschen Jetzt kahle, bunte Berge. Dank meines Panoramaradelrades  konnte ich  auf  der  Bergkuppe einfach anhalten und diese Landschaft in mich aufnehmen.
Wieder einer der gestoppt hat, mein  D  Schild  am  Rad  war schuld. Vater und Sohn. Vater Ali Simrek, arbeitet in Gelsenkirchen und war mit Sohn unterwegs.  Sie haben auch das Titel- Foto dieses Berichtes geschossen. Viele guten Wünsche und mit lauten Hupen geht es weiter
26.05.     8. Reisetag,  heute  war  mir  so  gar  nicht  klar was ich den schreiben sollte, die Landschaft war nach den grandiosen Bergen von gestern, eher langweilig. Soll  ich  den  Fahrradreparateur  erwähnen, der mir eine gebrochene Speiche wechselt, dank mitgeführtem Zahnkranzabzieher ( knappe 15.00 DM )  kein Problem . Dem  ich auch meinen mechanischen Mitnehmer  für  den  Tacho,  mit echtem Zeiger, zwanzig Jahre alt, zum reinigen gebe, der den partout aufmachen musste,  womit  dann  gar  nichts  mehr ging. Die Kinder, die mir ! bei meiner Mittagsrast einen Kugelschreiben schenken. Der Besuch in der Teebude, bei dem ich  den  Tee  wieder  einmal  nicht  bezahlen  durfte. Oder  über die Großen Hunde mit Stachelhalsbändern,  die  mich  beim  Zeltaufbau  bewachten. 
Oder daß der Schäfer, dem die Hunde gehörten, mit Teekanne, 2 Gläsern und Zucker und  echtem selbstgemachten Käse, in mein  Zelt  gekrochen  kam,  und  wir  bei Regen im Zelt gemeinsam den Abend verbrachten, reden mit Händen und Füßen, da ich kein türkisch kann. Einer  der Hunde wurde  zu meinem Schutz vor meinem Zelt abgelegt, wo der arme Kerl die ganze Nacht im Regen lagt.  Das war so ein Tag der vielen  Kleinigkeiten.
Am Morgen bekam ich noch Tee und frisch gebackenes Fladenbrot. Ich war schneller als gedacht, so wählte ich den Weg über den Berg bei Ayas. Nach mehreren Fragen  wurde  mir  der  Weg gezeigt. Ich fuhr los und hörte noch " Almani" so wie kann man bloß über den Berg fahren, wenn eine geteerte Straße außenherum geht. Aber der Weg, wenn auch  wegen  der  Hitze beschwerlich,  hat sich gelohnt. Auf der anderen Seite des Berges lag Ankara vor mir. Total ruhige Ecke, ich schlage im Gras mein Zelt auf und  genieße  den  Blick auf die nächtliche Stadt. 

  

Am nächsten Tag hatte ich noch 2 Stunden zu radeln um das Ortschild zu erreichen.

 

                              Tour 4 Istanbul - Ankara 708 km, insgesamt  47 Reisetage, Kilometerstand 3942

  

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